NATALIE UND BURAK ÜBER IHREN DERZEITIGEN JOB, SELBSTSTÄNDIGKEIT UND FILMTIPPS


Ich kann mir gut vorstellen, selbstständig zu arbeiten.

Joka Rap Rapper Findorff Findorffer Geschäftsleute Magazin Stadtteil Bremen Einzelhandel Gastro Restaurants essen gehen

Natalie Kröger und Burak Erol mögen Findorff als lebendigen Stadtteil, in dem sie leben. Beide arbeiten jeweils zwei Tage in der Woche in der »Video Boxx« in der Fürther Straße. Natalie tanzt in ihrer Freizeit gern Hip-Hop. Burak sieht gern Filme, dreht selbst Kurzfilme und ist begeistert von guten Comics. https://videoboxxhb.de.tl

 


Moin, Natalie und Burak ! Ihr arbeitet in der »Video Boxx« in Findorff. Für Euren »Chef« Olaf Ernsting ist Videothekar seit 30 Jahren ein cooler Traumjob. Er sagt: »Leute gucken gern Filme und Serien. Damit Geld zu verdienen: Ich finde es gut.« Für Euch ist der Job eine Nebentätigkeit. Wäre VidothekarIn für Euch auch ein Traumjob ?

 

Burak: Klar, der Job ist cool und passt. Ich interessiere mich schon immer sehr für Filme und kenne mich gut im Thema aus. Geld damit zu verdienen ist schon cool, aber ich bin eher kreativ unterwegs und gestalte gern. Wenn man irgendwie beides verbinden könnte, wäre das am coolsten.

 

Natalie: Das ist eine schwierige Frage, über die ich noch nie nachgedacht habe. Ich bin froh hier zu sein. Der Job macht mir total viel Spaß. Ob ich den für immer machten möchte, weiß ich jetzt nicht. Für den Moment aber ist er perfekt.

 

Viele streamen Filme nur noch und wissen daher gar nicht mehr, was eine Videothek ist. Wie würdet Ihr denen erklären, warum die »Video Boxx« in Findorff cool ist ?

 

Burak: Cool ist, dass wir beraten, obwohl einige KundInnen gar nicht beraten werden möchten, weil sie wissen, was sie wollen. Streamingdienste bieten eher aktuelle Filme, sind aber teurer als wir. Bei uns in der »Video Boxx« gibt es außerem tolle Klassiker, die man den Jüngeren empfehlen kann, weil die diese Filme gar nicht kennen. Dann kann man sagen: »Yo, der ist viel interessanter, als der, den Du gerade ausleihen willst.«

 

Natalie: Ich finde, wenn man mit FreundInnen einen Abend mit »Netflix« macht, sitzen wir oft endlos herum und fragen uns: »Was guckt man ?« und sucht ewig Trailer durch. Das Auswählen ist ein total nerviger Prozess. Am Ende, wenn man glaubt, einen guten Film gefunden zu haben, denkt man, der ist es jetzt doch nicht. Es ist einfach anders, wenn man in die »Video Boxx« kommt – weil das Stöbern einfach mehr Spaß macht.

 

Habt Ihr eine besondere Affinität zum Kino und zu Filmen ?

 

Burak: Ich habe eine sehr große Affinität zum Kino und auch bereits selbst ein paar Kurzfilme gedreht. Man kann natürlich nicht alle Filme kennen, aber Tipps gebe ich schon, wenn mich jemand fragt, weil er oder sie überhaupt nicht weiß, was man ausleihen könnte.

 


Geld ist nicht so wichtig, wenn dafür der Job gut ist.

Natalie: Ja, das kann Burak sehr gut. Mir wurde schon oft von den KundInnen gesagt: »Burak gibt gute Tipps.« Ich bin noch nicht lange dabei und kenne mich nicht ganz so gut aus, aber 

es kommt auch immer auf den jeweiligen Geschmack an. 

 

Ihr seid StudentInnen und arbeitet zwei Tage die Woche in der »Video Boxx«. Was macht Ihr in der übrigen Zeit ? 

 

Burak: Ich war Student und habe Medieninformatik studiert. Aber Medieninformatik war mir zu wenig Gestaltung, weshalb ich gerade versuche meinen Studiengang zu wechseln, um mehr in diese Richtung zu gehen. In Hamburg und Berlin gibt es tolle Schulen für Filmkunst. Zudem arbeite ich momentan als freier Mitarbeiter in einer PR-Agentur, die »Satzbrand« heißt.

 

Natalie: Ich studiere Gesundheitswissenschaften. Für das Studium bin ich im letzten Jahr aus Oldenburg nach Bremen gezogen.

 

Eine Studie der »Hamburg Media School« hat als Ergebnis, dass sich 44 Prozent Eurer Generation vorstellen können, den Sprung in die Selbstständigkeit zu wagen. 46 Prozent bevorzugen das Angestelltenverhältnis. Wäre eine Selbstständigkeit für Euch vorstellbar – oder hättet Ihr doch lieber einen sicheren Job im Unternehmen oder öffentlichen Dienst ?

 

Burak: Ich kann mir sehr gut vorstellen, irgendwann eher selbstständig zu arbeiten, weil ich meine Freiheiten brauche. 

 

Natalie: Für mich wäre eine selbstständige Tätigkeit nichts. Wir hatten im letzten Semester »Management im Gesundheitswesen« – und da habe ich gemerkt, dass ich lieber angestellt wäre.

 

Euer »Chef« Olaf Ernsting hat sich bewusst für die Selbstständigkeit entschieden. Als Vidothekar ist er sowohl Einzelhändler, aber auch Dienstleister. Besonders im sowieso gebeutelten Einzelhandel gibt es Nachwuchssorgen. Viele Ausbildungsplätze sind unbesetzt. Was würdet Ihr sagen: Warum ist das so ?

 

Burak: EinzelhändlerIn ist nicht so attraktiv wie andere Berufe. Aufstiegschancen oder Möglichkeiten zur Weiterentwicklung gibt es eher irgendwie nicht, oder ? Ich glaube, viele von denen gehen auch eher ihrem Traum nach, statt einfach einen guten Job anzunehmen. 

 

Beruf oder Berufung: Was wäre für Euch eine Traumkarriere ?

 

Burak: Mein Traumberuf ist Regisseur. Vorbild von den angesagten Regisseuren ist Paul Thomas Anderson; von den älteren ist es Sergio Leone, der »Spiel mir das Lied vom Tod« gedreht hat. 

Natalie: Weil ich überhaupt noch nicht weiß, wohin ich will, lasse ich mich derzeit ein wenig treiben. Es gibt einfach sehr viele Möglichkeiten, die ich mir beruflich vorstellen könnte.

 

Was ist im Job wichtig: Geld, Spaß, Arbeitszeiten oder die Möglichkeit zur beruflichen Weiterentwicklung ?

 

Natalie: Die KollegInnen.

 

Burak: Ja, die sind sehr wichtig. Spaß und Kreativität sind auch wichtig. Geld ist nicht so wichtig, wenn dafür der Job gut ist. 

 

Kauft Ihr eher online oder in den Geschäften im Stadtteil ein ? 

 

Burak: Jeweils zur Hälfte würde ich sagen.

 

Natalie: Wenn kein Lockdown ist, dann vor Ort.

 

Was ist besser – und warum  ?

 

Burak: Man kann im Laden besser gucken. Bei Bestellungen online hat man oft das Problem, das Klamotten nicht passen oder die Farbe nicht stimmt.

 

Euer persönlicher Lieblingsfilm ?

 

Burak: Als Thriller ist »Prisoners« sehr gut. Als Komödie ist »Helden der Wahrscheinlichkeit« ein absoluter Tipp.

 

Natalie: Ich habe in jedem Genre einen persönlichen Lieblingsfilm. Als Horror-Serien empfehle ich die »Conjuring«-Filme. Da gehören zum Beispiel die Folgen von »Annabelle« dazu.

 

... und welchen Film sollte man niemals ausleihen, weil er einfach grottenschlecht ist ?

 

Burak: Alle Filme von Till Schweiger kann ich niemandem empfehlen. Außerdem ist er ein schlechter Schauspieler. Auch die letzten zehn Filme mit Bruce Willis braucht niemand.

 

Natalie: Filme, die mir nicht gefallen, vergesse ich immer sofort.

 

Interview: Mathias Rätsch, Foto: Kerstin RolfesInterview erschienen in Ausgabe Nr. 22, 2022

 

Nathalie Burak Videoboxx Video Boxx Einzelhandel Findorff Findorffer Geschäftsleute Magazin Stadtteil Bremen Einzelhandel
Foto © Kerstin Rolfes, www.kerstinrolfes.de